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CB 2025, I
Hastenrath 

CB 2025, Heft 05, Umschlagteil S. I (I)

Compliance und ESG: Wie gehen die Entwicklungen der beiden Themen weiter?

„Ein Blick in die Vergangenheit gibt Aufschluss über mögliche Handlungsoptionen der Zukunft.“

Blicken wir zunächst auf die Entwicklung der Compliance: Um die Jahrtausendwende wurde klar, dass Rechtsabteilungen nicht genügten, um Unternehmensskandale wie Korruption zu verhindern. Compliance-Abteilungen entstanden, jedoch oft ohne klare Aufgaben oder Systematik. Maßnahmen wie Schulungen und Codes of Conduct dominierten, während Kontrollen und Risikoanalysen fehlten. Ab 2010 etablierte der IDW PS 980 Compliance als Management-System (CMS) mit definierten Elementen wie Risikoanalyse und Überwachung. Das Berufsbild des CCO professionalisierte sich, und lokale Compliance-Officer wurden in Hochrisikoländern wie den USA eingeführt. Zudem erweiterte sich das CMS thematisch auf Kartellrecht, Datenschutz und Geldwäsche. Third-Party-Compliance brachte strengere Prüfungen von Geschäftspartnern durch Auditrechte und externe Kontrollen. Die Entwicklung der KI revolutioniert ab 2020 zunehmend das CMS und die Compliance. KI ermöglicht personalisierte E-Learnings, automatisierte Datenanalysen für interne Prüfungen und die Evaluation tausender Business-Partner. Zudem unterstützt KI Kulturabfragen und bietet passgenaue Maßnahmen, um Risiken zu minimieren.

Schauen wir nun auf die Entwicklung der Nachhaltigkeit, die noch länger in die Vergangenheit zurückreicht. Die Nachhaltigkeitspolitik entwickelte sich von 1950 bis 2000 schrittweise. Internationale Meilensteine wie die UN-Umweltkonferenz 1972 und der Brundtland-Bericht 1987 prägten den globalen Diskurs. In Deutschland führten die Ölkrise und Katastrophen wie Tschernobyl zu Umweltgesetzen, der Gründung des Umweltministeriums und der Verankerung des Umweltschutzes im Grundgesetz. Ab 2000 wandelte sich der Fokus von freiwilligen Maßnahmen zu verbindlichen Regeln. Meilensteine waren die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie die CSR-Richtlinie der EU. Seit 2020 verschärfen Gesetze wie das Lieferkettengesetz und der EU-Green Deal die Anforderungen. Eine Revision soll wirtschaftliche Belastungen abfedern. Aus der ursprünglichen Freiwilligkeit wurde etappenweise eine Regulatorik mit härtesten Sanktionen bei Nichtbefolgung.

Ein Blick in die Vergangenheit, der Aufschluss über mögliche Handlungsoptionen der Zukunft gibt: Welche Ableitungen können wir ziehen?

Das Compliance-Management-System (CMS) hat sich über 20 Jahre zu einem komplexen System entwickelt, bleibt jedoch mit stetigen Erweiterungen und der Integration von KI stark ausgelastet. Nachhaltigkeitsaufgaben haben sich von freiwilligen Maßnahmen zu streng regulierten Anforderungen gewandelt. 2025 sind ESG-Funktionen ebenso anspruchsvoll wie CMS-Themen, oft ohne ausreichende Qualifikation bei Mitarbeitern in kleineren Unternehmen. Beide Bereiche überschneiden sich im Punkt Governance, benötigen jedoch separate Expertise. Für die Zukunft müssen Compliance und ESG effizient zusammenarbeiten. Weitere Details zur Herleitung und möglichen Lösungsansätzen finden Sie in dieser Ausgabe ab S. 140.

Abbildung 1

Prof. Dr. Katharina Hastenrath ist Professorin für Compliance und Compliance-Management-Systeme an der ZHAW (Zürich/Schweiz); zuvor war sie (C)CO bei mehreren, internationalen deutschen Unternehmen. Sie berät zudem zu (strategischen) Compliance-Fragen.

 
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