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ZVglRWiss 124 (2025), 1-4
Kutschke 

Maria Wolfer – Eine Würdigung

Liebe Frau Wolfer,

in diesen Zeilen sollen einmal Sie – und nur Sie – im Mittelpunkt stehen. Verdient haben Sie es allemal, aber dazu kommen wir sogleich.

Mit nunmehr 70 Jahren geht ein überaus aktives Berufsleben zu Ende. Aber nur das berufliche, denn langweilig wird Ihnen bei den zahlreichen Aktivitäten, denen Sie sich jetzt schon widmen und die sicherlich noch folgen werden, ganz und gar nicht.

Wenn man sich auf eine Würdigung wie diese vorbereitet, dann schnappt man sich zunächst die Personalakte. Und was fällt dabei auf? Sie ist – unglaublich – dünn.

Was eigentlich ein sehr gutes Zeichen ist, weil es dann auch in – sage und schreibe – über 35 Berufsjahren und noch einer aktiven Zeit aus der Rente heraus quasi keinerlei problematische Themen gab. Weder die, die der Verlag mit Ihnen hatte. Noch solche, die Sie mit dem Verlag hatten.

Allein das zeichnet Sie aus – eine große, sympathische Unkompliziertheit im Umgang miteinander. Gleichwohl – wenn ich das so formulieren darf – machen Sie sich höchstens selbst ein wenig Stress, wenn es – so die Sage – von Ihnen bei einem längeren Beitrag über 1.000 Anmerkungen für den Autoren gibt.

Aber was wissen wir über Frau Wolfer?

Sie ist am ersten Weihnachtsfeiertag 1954 in Rümmelsheim in der Nähe von Bingen geboren. Es gab seitdem zum Jahresende also immer schon doppelt so viele Geschenke. Und Sie bezeichnen sich selbst als “rheinisches Mädchen”.

Dem Jura-Studium in Heidelberg (und zudem einigen Semestern VWL) folgt das Referendariat in Karlsruhe. Und – ganz spannend – als Sie sich damals beim Verlag beworben haben, waren in den Unterlagen nur die Urkunden enthalten, dass Sie die beiden Staatsexamen abgeleistet haben, es ging jedoch nicht daraus hervor, mit welcher Note. Aber das tut heute nach all den Jahren ganz sicher nichts mehr zur Sache.

Sie hatten zuerst eine Stelle in Hildesheim als Anwältin angetreten. Und wurden nach eigenem Bekunden deshalb genommen, weil Sie im Abi eine 1 in Latein hatten. Unter anderem.

Aber das, was Sie in der redaktionellen Arbeit auszeichnet, war Ihnen damals vielleicht eine kleine Last.

Denn es galt der Spruch: “Wer bei der anwaltlichen Tätigkeit einmal ins Gesetz schaut, verdient kein Geld, wer einmal in den Palandt schaut, der legt noch etwas obendrauf”.

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Und wir konnten uns gut vorstellen, dass Sie dann an den Wochenenden oft in der Bibliothek waren und noch einmal die Quellenlage der in Ihren Schriftsätzen zitierten Entscheidungen überprüft haben.

So kamen Sie alsdann nach Mannheim zur “Akademischen Arbeitsgemeinschaft” und haben dort mit Ihrer berühmten, wunderbaren, akribischen Lektoratstätigkeit begonnen.

Wir schreiben alsdann das Jahr 1984, in dem Sie sich auf eine Stellenausschreibung für “Redakteur Steuerrecht” beim Verlag Recht & Wirtschaft in Heidelberg beworben haben.

Und Sie waren damals schon sehr fortschrittlich, denn, ich zitiere aus Ihrem Bewerbungsschreiben: “In den letzten Monaten habe ich mich . . . mit elektronischer Datenverarbeitung vertraut gemacht. . .” Und das im Jahre 1984!

Dann ging alles sehr schnell:

18. 12. Brief an Sie mit dem Interesse des Verlages und der Aufforderung,

am 19. oder 20. 12. doch anzurufen und bereits am

21. 12. das Vorstellungsgespräch zu absolvieren. Das war ganz nebenbei ein Samstag.

Und am 1. 4. 1985 begannen Sie als Redakteurin Steuerrecht im Betriebs Berater und der “RIW – Recht der Internationalen Wirtschaft”. So stand es zumindest im Vertrag, aber für die RIW waren Sie eigentlich nie tätig.

Damals gab es noch ganz konkrete Vorgaben für Arbeitszeiten, so war die Anwesenheit von 7.45 bis 17.00 Uhr (bei einer festgelegten Stunde Mittagspause von 12.30 bis 13.30 Uhr) und an Freitagen bis 15.45 Uhr erwünscht. Das waren noch andere Zeiten.

Und wir kennen ja Ihren Arbeitszyklus, Sie sind eher ein Nachtmensch und arbeiten lieber spät als morgens früh. Und damals stand, das haben Sie mir berichtet, der R&W-Personalchef an der Tür und hat die morgendliche Pünktlichkeit kontrolliert. Als dann 1986 die gleitende Arbeitszeit eingeführt wurde, dürfte Ihnen dies sicher sehr entgegengekommen sein.

Sie sagen ja selbst über sich: “Ab 10 Uhr fang ich an zu denken, bis Mitternacht geht es ganz gut, vor 23 Uhr werde ich eigentlich nie müde”.

Anfang Januar 2005 erfolgte dann der Umzug des Verlages nach Frankfurt. Aber Sie haben Ihr Herz an Heidelberg verloren und Ihren Wohnsitz behalten und pendelten.

Sie waren zudem lange Zeit die Vorsitzende des Betriebsrates von R&W – und hier habe ich auch eine wunderbare Würdigung durch den Verlag anlässlich Ihres 25jährigen Dienstjubiläums gefunden.

“Besonders hervorheben möchten wir auch Ihr Engagement als Vorsitzende des Betriebsrates in unserem Verlag. Sie haben immer wieder, auch bei heiklen Problemen, hohe fachliche und menschliche Kompetenz bewiesen.”

Und zu 20 Jahren R&W hieß es bereits:

“Liebe Frau Wolfer, Sie hatten in diesen 20 Jahren ein bewegtes journalistisches Leben beim Verlag Recht & Wirtschaft. Es gab nie Zweifel an Ihrer Kompetenz und an Ihrem Engagement. Immer wieder wurden Sie gefragt, obZVglRWiss 124 (2025) S. 1 (3) Sie neue Aufgaben übernehmen würden. Und immer haben Sie “ja” gesagt. Sie haben nie gezweifelt und nie gezögert. Sie haben sich immer wieder mit neuem Elan ihrer neuen Aufgabe gewidmet. Dafür sind wir Ihnen zu großem Dank verpflichtet. In dieser Einsatzfreude sind Sie ein Vorbild für viele andere geworden.”

Es kamen alsdann die “EWS – Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht” (Ende 1992, Anfang 1993), der Steuerberater (2008) und die Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft (2010) hinzu. Gerade wegen Ihres großen Interesses am Europarecht und am internationalen Recht.

Und Sie haben bei Ihrer Arbeit immer das getan, wofür wir Sie unglaublich schätzen – und was vermutlich kein anderer Vertreter unserer Redaktion vorweisen kann, nämlich Sie haben die Beiträge nicht nur korrigiert und lektoriert, sondern quasi auch zu 100 % verinnerlicht und waren dabei auf intellektueller Augenhöhe mit den Autoren selbst. Ich glaube, es gibt keine einzige Fußnote, die nicht eigenhändig von Ihnen überprüft worden ist.

Und kaum jemand identifiziert sich so sehr mit den eigenen Titeln wie Sie, Sie “leben” quasi für diese und haben eine ganz persönliche Beziehung zu den von Ihnen betreuten Objekten aufgebaut.

Sie haben immer Ihre redaktionelle Arbeit gemäß Ihrem Grundsatz gestaltet: “Bleibe nah bei deinem Leser. Überlege was er braucht. Und wenn es Unklarheiten in einem Beitrag geben sollte, dann soll doch der Autor diese klären und nicht der Leser vor Fragezeichen stehen.”

Und trotz der hohen Anforderungen sind Sie – Zitat – “immer pfleglich” mit den Autoren umgegangen. Auch dafür schätzen wir Sie sehr.

Aber was wissen wir nun privat über Frau Wolfer?

Nun – oft in den Urlaub fährt sie nicht. Sie haben uns einmal verraten, dass Sie in den letzten 20 Jahren dreimal im Urlaub gewesen sind. Und wenn, dann lieben Sie eher das Meer, Bergen können Sie nicht viel abgewinnen.

Bei den Hobbies steht als allererstes das Lesen. Und zwar unheimlich gern geschichtliche Sachen – das interessiert Sie ganz besonders und wenn Sie nicht Jura studiert hätten, dann sicher Geschichte und Sie wären Lehrerin geworden. Und natürlich Krimis, aber die müssen dann “menschlich” sein, wenn nur Blut fließt, so ist das Ihre Sache nicht. Und Sie interessieren sich auch für Astronomie und Archäologie – allein zu diesen Themen haben Sie wohl eine eigene Bibliothek aufgebaut. Dem Heidelberger “Max-Planck-Institut für Astronomie” werden Sie sicher noch häufiger Besuche abstatten können als bisher.

Sie essen gern indisch, aber nicht zu scharf. Und mögen gern alles, was grün ist, also Obst und Gemüse.

Legendär sind auch Ihre Auftritte im Casino, in das Sie oftmals kurz vor Schließung eilen – oder oftmals auch schon danach – und meistens haben Sie dann auch noch etwas Warmes bekommen.

Sie tanzen sehr gerne. Das ein oder andere Verlagsfest zeugte davon.

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Aber das große Hobby ist die Musik – und gerade Bob Dylan hat es Ihnen angetan. Sie haben alle Alben und gehen jedes Jahr zum Konzert, waren schon zweimal in Mainz, in Mannheim und auch in Frankfurt. Und haben sich natürlich sehr gefreut über den an ihn verliehenen Nobelpreis.

Das zweite Steckenpferd ist die Barockmusik, und hier ganz speziell Georg Friedrich Händel.

Liebe Frau Wolfer, Sie haben immer die Sache selbst in den Mittelpunkt gestellt, die Hefte, die Leser und die Autoren. Mit dieser Würdigung sollen Sie im Mittelpunkt stehen, Sie ganz allein.

Liebe Frau Wolfer: Es war dem gesamten Team von Recht & Wirtschaft ein Privileg, mit Ihnen zusammen arbeiten zu dürfen.

Herzlichen Dank

Torsten Kutschke*

*

Prokurist und Gesamtverlagsleiter der Fachmedien Recht & Wirtschaft in der dfv Mediengruppe

 
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